Essay über der Einfluss von 'Fake News' auf Diplomatie und Wirtschaft Eine europäische Demokratie bedeutet die Macht der wählenden Bürger. Was den Bürger beschäftigt, dominiert die Agenden der wahlwerbenden Parteien. Jedoch sind die Prioritäten, Ansichten und Weltanschauungen der einzelnen Bevölkerungsgruppen in vielen Punkten oft absolut antagonistisch. Da sich der normale Mensch primär in seiner eigenen sozialen Schicht bewegt, sind ihm die Probleme, denen andere akut ausgesetzt sind, vielmals unbekannt. Genau dieses Informationsvakuum wird von den Medien gefüllt und zumeist schlechterfüllt – sei es durch Falschnachrichten oder Suggestivjournalismus. Zum einen besteht eine Diskrepanz zwischen sensationalistischen Boulevardmedien und vergleichsweise „qualitativen“ Informationsquellen. Je nach Bildungsschicht wird das eine oder andere zur Informationsaufnahme konsumiert. Aufgrund der oft unterschiedlichen Zugängen zu kontrovers diskutierten Fragen kann bei eher gebildeten Lesern womöglich der Eindruck entstehen, dass die Aussagen eines Boulevardblatts automatisch falsch sein müssen und jene eines „qualitativen“, sprich eines seriös verfassten und argumentierten und besser recherchierten Mediums, automatisch richtig. Dies ist jedoch problematisch. Denn oft wird übersehen, dass die Diversität der wissenschaftlich professionell argumentierten Meinungen in den im deutschsprachigen Raum beliebtesten „qualitativen“ Medien ebenfalls oft erschreckend gering ist. Gut zu sehen ist dies beispielsweise an der allgemeinen Haltungen der großen deutschsprachigen Medien in Bezug auf die Flüchtlingsthematik oder der für viele nicht verständlichen Sympathie mit „demokratischen“ Protesten gegen ausländische Diktaturen, wie zum Beispiel zur Zeit des arabischen Frühlings oder der zu katastrophalen Konsequenzen führenden Maidan- Bewegung. Dabei ist zu erkennen, dass heimische „qualitative“ Medien oft eine Mainstream-Meinung vertreten, die von „qualitativen“ Medien im Ausland nicht unterstützt wird. Wem soll man also vertrauen? Dadurch, dass nach wie vor sehr viele, nicht dem politischen Zeitgeist entsprechende, aber grundsätzlich absolut berücksichtigungswürdige Ansichten in den Massenmedien kaum Platz finden, treffen diverse alternative Informationsquellen oft den Nerv jener Bevölkerung, die sich der gängigen, aktuell prävalierenden Weltanschauung nicht zuordnen kann. Da das Angebot an seriös recherchierter „anderer Weltanschauung“ relativ gering erscheint, greifen manche Teile der Bevölkerung zunehmend zu anderen Quellen, in der Hoffnung, das zu erfahren, was ihnen von den Mainstream Media vorenthalten wird. Ein Beispiel dafür wäre die Zurückhaltung vor allem deutscher Zeitungen und Fernsehkanäle, über das real existente Problem von gescheiteter Integration zu berichten. Jene Menschen, die dieses Problem in ihrem eigenen Umkreis wahrnehmen, verlieren somit das Vertrauen in die führenden Medienunternehmen und wenden sich anderen, meist noch unseriöseren Quellen zu – beispielsweise Russia Today, aber genauso den Posts in sozialen Netzwerken. Diese füllen das Vakuum der Repräsentation anderer Meinungen, die zum großen Teil auch durchaus ihren berechtigten Ursprung haben. Jedoch bedienen sich diese oft journalistisch höchst fragwürdiger Praktiken und vergrößern somit im Endeffekt das Ausmaß an Desinformation. Da der Durchschnittsbürger nicht in der Lage ist, sich über verschiedene Thematiken wie Außenpolitik, Wirtschaft, Europa oder Migration gleichzeitig einen soliden Wissensstock zuzulegen, ist er im Endeffekt darauf angewiesen, dem Medium seiner Wahl in allen übrigen Punkten, die er nicht selbst ausgewogen bewerten kann, blind zu vertrauen. Dies fördert folglich auch die Erstarkung von populistischen Ideen, da der politische Diskurs diverser Parteien oft von konvergierenden Überzeugungen, welche Begebenheiten Fakt sind und welche nicht, getragen ist. Durch diese Nicht-Repräsentation der gesamten Bevölkerung mit aller Diversität ihrer berechtigten Meinungen in den führenden Nachrichtenhäusern ist ein Auseinanderdriften der politischen Pole nicht weiter überraschend. Jede Seite – rechts und links – konsumiert gleichermaßen überwiegend Medien, die die eigene Meinung bestätigen und diffamiert die andere entweder als „versimplifizierende Boulevardblätter“ oder als „realitätsferne Fake News Media“. Der Verlierer dieser Polarisierung ist der ausgewogene Journalismus dazwischen und mit ihm die politische Mitte. Die Konsequenzen dieses „postfaktischen“ und emotional wie politisch aufgeheizten Klimas werden noch lange die Wahlurnen beherrschen. Und mit diesen die Entwicklung unserer Gesellschaft erheblich beeinflussen.

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